Interview: Jennifer Kettemann (CEO Rhein-Neckar Löwen)

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„Man muss als Frau etwas mehr beweisen!“

Handball ist nach Fussball die zweitpopulärste Sportart in Deutschland. Die Bundesliga gehört dabei zu den stärksten Ligen im Welthandball und auch die Erfolge der Nationalmannschaft haben sicherlich zur gesteigerten Popularität beigetragen. Anders als zum Fussball überzeugen die Handballer durch Leistung anstelle von medialen Ausflüchten, sie spielen körperlich hart aber fair und wirken außerhalb des Parketts sehr bodenständig.

Zu den besten deutschen Vereinen gehören die Rhein-Neckar Löwen. 2016 wurden sie das erste Mal deutscher Meister und verteidigten im Jahr darauf ihren Titel. Der Supercup wurde genauso gewonnen wie der DHB-Pokal. Zusätzlich stellen die Rhein-Neckar Löwen viele Nationalspieler, die in ihrer Heimat mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden.

Königin der Löwen

Geschäftsführer dieses erfolgreichen Vereins ist eine Frau – Jennifer Kettemann, 36 Jahre jung. Als „Königin“ der Löwen ist sie hauptsächlich für die Finanzen zuständig, aber ihr Aufgabenbereich umfasst deutlich mehr. Im Interview erzählt sie uns, wie sie es an die Spitze der Löwen geschafft hat, nennt Tipps um sich in Männerdomänen durchzusetzen und erläutert, wie sie den Spagat zwischen Beruf und Familie meistert.

FiF: Schildern Sie bitte Ihren Lebenslauf. Wie haben Sie es mit 36 Jahren zur Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen geschafft?

Ich habe zunächst Betriebswirtschaft studiert und nach meinem Diplom in einer Marketingagentur in Heidelberg gearbeitet, ehe ich 2006 zu SAP kam, wo ich 10 Jahre lang beschäftigt war. Dort habe ich zunächst vier Jahre als „Executive Assistant“ einen der Vorstände unterstützt, war daraufhin eine Zeitlang für SAP in Bangalore (Indien) und habe danach fünf Jahre als Projektleiterin in Walldorf gearbeitet. Zu den Rhein-Neckar Löwen kam ich dann 2016 durch eine Anfrage aus dem Aufsichtsrat.

FiF: Der deutsche Männerhandball steht sehr im medialen Fokus. Dementsprechend immens ist der Druck. Welche Eigenschaften betrachten Sie als elementar um sich in einer Männerdomäne Respekt zu verschaffen?

Ehrlich, zuverlässig, organisiert, kommunikativ und auch belastbar würde ich hier wohl nennen.

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FiF: Das Thema Gleichberechtigung lässt uns die nächsten Jahre sicherlich nicht los. Erzählen Sie von der Situation, an der Ihnen am deutlichsten bewusst geworden ist, dass Männer und Frauen im Beruf nicht gleich angesehen werden.

Ich arbeite tatsächlich in einer Männerdomäne und bin oftmals die einzige Frau bei Meetings oder Versammlungen mit anderen Clubs oder Verbänden. Mir ist ehrlich gesagt gerade keine Situation bewusst in der ich das Gefühl hatte, nicht ernst genommen zu werden. Ich denke, dass man als Frau ein wenig mehr beweisen muss, dass man der Aufgabe gewachsen ist und etwas mehr im Fokus der anderen steht, damit komme ich aber gut zurecht. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich in diesem Umfeld sehr wohl und es macht mir Spaß mit den Kollegen zusammenzuarbeiten.

FiF: Was haben Sie aus dieser Situation geschlossen bzw. für sich daraus gelernt?

Grundsätzlich geht es darum, seinen Job so gut wie möglich zu machen. Das ist erstmal unabhängig vom Geschlecht. Ich möchte auch meine Kritiker durch Leistung überzeugen. Zu Beginn des Jobs bei den Rhein-Neckar Löwen hatte ich mich stets sehr akribisch z.B. auf Pressetermine vorbereitet. Durch die Erfahrung der letzten 2,5 Jahre gehe ich solche Termine mittlerweile sehr viel entspannter an und versuche einfach ich selbst zu bleiben. In diese Aufgabe musste ich aber erst hineinwachsen, das ging nicht von heute auf morgen.

FiF: Sie haben zwei Kinder. Wie bekommen Sie Familie und Karriere unter einen Hut?

Das ist eine Frage der Organisation und der Unterstützung meiner Familie, ohne die das so nicht möglich wäre. Es ist nicht immer ganz einfach beiden Aufgaben gerecht zu werden. Erste Priorität haben für mich immer meine Kinder, dennoch macht mir meine Arbeit ebenfalls sehr viel Spaß und ich verfolge meine Ziele bei den Löwen entsprechend ehrgeizig.

FiF: Was raten Sie jungen Frauen, die Kinder und Karriere haben möchten? Worauf sollten sie besonders achten?

Man sollte sich durchaus ehrgeizige Ziele im Berufsleben setzen. Frauen neigen oftmals dazu, sich selbst zu unterschätzen. Wenn die Möglichkeiten gegeben sind, sind Kinder wie auch Karriere sicher zu vereinbaren. Eine Ideallösung gibt es hier aber meiner Meinung nach nicht.

FiF: Letzte Frage: Haben Sie ein Produkt/Buch/Hilfsmittel, welches Ihren Arbeitsalltag deutlich erleichtert hat und Sie jeder Kollegin empfehlen würden?

Ein gepflegter Terminkalender ist wohl mein wichtigstes Hilfsmittel für den Familien- und Arbeitsalltag.

FiF: Frau Kettemann, vielen Dank für das Interview und noch eine erfolgreiche Saison.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Uwe Stadter

    Ich möchte der Geschäftsführung RNL gerne eine Mail senden
    Habe 3 Dauerkarten und von Anfang an dabei
    Bin 72 und war20Jahre Handballer, auch in höheren Klassen
    Ihr Aufsichtsratsmitglied , Herr Mathiesen ist ein sehr guter Bekannter
    Ich war 40 Jahre Manage rund auch beruflich aktiv
    Ich würde mich freuen über einen Kontakt mit mir
    Keine Schimpfe über Niederlage in Nantes, hatte nie eine Chance gesehen, nach Mannheim
    Bitte geben Sie mir eine Chance

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